Es spielen:
Rosmarie Aufderklamm, Margot Gasse, Sonja Krejci, Walter Plattner, Karin Schebesta, Gigi Schneider, Karin Schrittwieser,
Autorin / Bühnenfassung: Christine Frei
Regie: Andrea Hügli
Recherche / Leitung: Gertraud Kopp
Ausstattung: Nikolaus Granbacher
Premiere: 26.05.2011
Theater diemonopol, Vereins Brekzie
"Brüllendes Schweigen" von Christine Frei:
Was geht in einer vor, die überlebt und zurückkehren darf, in die Stadt, die sie nicht mehr haben wollte, weil sie nach den Nürnberger Gesetzen ein Mischling 1. Grades und damit den arischen Tiroler Mitschülerinnen nach dem Anschluss nicht mehr als Schulkollegin zuzumuten war. Sie hat den Kindertransport in die Niederlande überlebt, während ihre Cousine 1942 nach Auschwitz gebracht wurde. Inge Brüll, um die es in der neuesten Produktion des Generationentheaters unter anderem geht, hat sich entschieden, sich zu erinnern und zu sprechen. Mit allen Konsequenzen auch für die eigene Lebensführung. Andere haben geschwiegen, weil sich niemand wirklich für ihre Geschichte interessiert hat.
Sie sind um 40 Jahre zu spät dran,’ meinte eine, die ebenfalls 1939 mit dem Kindertransport nach England gebracht wurde und deren Erinnerungen bislang noch nirgends abgedruckt sind. Das Schweigen und Verdrängen ist nach wie vor sehr manifest in dieser Stadt. Und immer wieder schlägt einem der Satz entgegen: Man müsse doch endlich mal gut sein lassen. Und jene Frau, die so lange nicht gesprochen hat, meinte zuletzt nur lakonisch: ‚Wissen Sie, was wirklich grässlich ist. Die Geschichte wiederholt sich unentwegt.’ Auch dem möchte das Theaterprojekt ‚Brüllendes Schweigen’ nachgehen.
Wir danken für die Unterstützung:
Thomas Albrich (Institut für Zeitgeschichte der Universität Innsbruck),Julia König, Joefine Justic (Stadtarchiv Innsbruck), Gertraud Wilfling, Martin Achrainer, Oliver Seifert, Gerda Hofreiter, Horst Schreiber, Ruth Deutschmann, Benjamin Epp, Ekkehard Schönwiese (Virtuelles Haus der Geschichte), Manfred Mühlman (www.novemberpogrom1938.at), deren Recherchen, historische Aufarbeitung und Dokumentation die faktische Grundlage für dieses Theaterprojekt bildet. Unser besonderer Dank gilt natürlich den Zeitzeuginnen Inge Brüll und E.W., deren Lebensgeschichten uns zu diesem Stück inspirierten.
REZENSIONEN/ MEINUNGEN:
War sehr beeindruckt von der Umsetzung des Themas, und die Darsteller/Innen haben das wunderbar gespielt. Die wenigsten TirolerInnen wissen über dieses Kapitel der Innsbrucker Stadtgeschichte Bescheid.
‚Die DarstellerInnen haben für mich sehr berührend und echt gespielt. Das Schattentheater wirkt einmalig und gibt der Bühne eine besondere Atmosphäre. Es ist Dir gelungen, in diesem Stück eine Fülle an historischen Tatsachen spannend und berührend dem Publikum näher zubringen. Alles in allem bin ich dann sehr nachdenklich nach Hause gegangen.’
Herzliche Gratulation und danke für Ihr neuestes Stück. Sehr gut gelungen, wie Sie die vermutlich chronologischen Erzählungen und Unterlagen in Szenen aufgelöst oder neu gestaltet haben. Am Eindringlichsten blieb mir die Szene in Erinnerung, wo die zurückgekehrte Frau B. eine ehemalige Schulkollegin oder Freundin anruft und sich diese durch ihre Sekretärin verleugnen lässt, sie sei bei einer Kundschaft. Da kommt die ganze Einsamkeit zum Ausdruck, die abgebrochenen Kinder- oder Jugendfreundschaften, die Schwierigkeiten bei der Suche nach gesellschaftlichem Anschluss.Die Darstellung durch Laien bringt eine eigenartige Echtheit mit sich. Es ist ein sehr ernstes Stück, bei dem man sich unwillkürlich immer frägt, wie hätte man sich selber verhalten. Ist das nicht der wahre - oder ein wahrer - Sinn des Theaters?
Das Stück hat mich sehr berührt, denn ich komme aus einer Mitmach-Familie, aber so genau weiß ich das nicht, denn man hat nie viel darüber gesprochen… Auf meine Fragen bekam ich auch die Antwort, dass ich doch nun mal aufhören solle, das alte Zeug hervorzukramen…..
witzig, das möbelhaus brüll ist mir in erinnerung, ( cafe schindler sowieso) eh ein wahnsinn was einem von/nach dieser zeit so alles im gedächtnis ist, bzw wieder auftaucht, meine eltern haben dazumal das thema ja überhaupt nicht angesprochen....mutti hat immer gesagt . hüte dich vor den gezeichneten. deine oldies waren grandios! wir hatten ja echt keine ahnung, und somit auch nicht wirklich eine vorstellung.
Christine Frei bürgt für Qualität. Gratulation!
- einfach berührend und gleichzeitig erschütternd - dennoch geschichte be - und verarbeitet, ohne zu werten, aber für jeden als "furchtbare geschehnisse" erkennbar - und man darf sie nicht vergessen - nicht unsere generation (siehe migranten- erfahrungen beiderseits) und nicht die nächsten generationen. … vom stück so ergriffen, hab ich die schauspieler nicht erwähnt. sie waren durchwegs beeindruckend. sehr gut gefiel mir die szene, wo sie teenager spielten, denn hier sah man, dass sie genau noch in erinnerung hatten, wie sie sich als teenies erlebten.
Wenn es stimmt, dass gute SchauspielerInnen während ihrer gesprochenen Worte gleichzeitig genau auf das Echo lauschen, das in ihnen erweckt wird, so war dieses Spielen mediumistisch - die SchauspielerInnen waren von der Idee "durchdrungen" (Grotowski).
Ein tolles Stück hast du wieder aufgestellt, gratuliere. Sehr wichtig, dass du dieses Thema aufgegriffen hast und dass vor allem auch Kinder damit konfrontiert werden. Ich kann mir gut vorstellen, dass sich das so abgespielt hat. Und dann will keiner dran rühren. Hauptsache heil geblieben. Und diejenigen, die ihre Liebe verloren haben, müssen selbst schauen, wie sie darüber hinwegkommen. Wird vielleicht schon seinen Grund gehabt haben. Muss eine unvorstellbar schlimme Zeit gewesen sein. Ich bin noch ziemlich betroffen. Die Inszenierung hat mir auch sehr gut gefallen und die Schauspieler in sich sehr charmant in der Darstellung. Ein wichtiger Abend!
Ich finde persönlich diese Art Theater"Aufarbeitung" ein sehr wichtiges Moment. Im Theater kann man
nicht ausweichen. Der abwechslungsreiche Einsatz der Mittel ("Rollator", Schattentheater, Interview...) hat die Spannung lebendig erhalten und die Personen nahe gebracht. Es war auch sehr klar, dass fundierte Recherchen dahinter lagen.
Ich habe von Anfang bis Schluss voll dabei sein können! Cécile
Ich war sehr beeindruckt mit wie viel Feingefühl dieses heikle Thema der "Kinderverschickung/Juden während des 2. Weltkrieges, verarbeitet wurde. Wie viel Kraft und Mut es den Eltern gekostet haben muss, ihre Kinder wegzugeben um sie in Sicherheit zu bringen, und welche Ängste diese Kinder
wohl ausgestanden haben.
Sehr gut haben mir die Dialoge an Hand eines Schattenspiels gefallen, eine gute Idee eine Kindheitserinnerung darzustellen .Die Gefahr, dass
Erwachsene ein Kind spielen und dabei kindisch wirken, hat in diesem Fall zu keiner Zeit bestanden.
Ohne Pathos nur mit sehr gut recherchierten Fakten, dies ist auf alle Fälle bei mir so herüber gekommen, es wurde keine Partei besonders hervorgehoben, nicht die mächtigen Nazis und nicht die Juden. Die eiserne Leiter begleitet in verschieden, klaren Verwendungsmöglichkeiten das
Publikum durch die verschiedenen Szenen, einfach toll. "Weniger ist oft
mehr", in diesem Sinn habt ihr die Requisiten und die Kostüme eingesetzt.
Laute, verständliche Sprache. Ausgezeichnete Mimik und Gestik. Ein Stück
das man gesehen haben muss, ein wertvoller historisch-kultureller Beitrag.
Ich kann euch dazu nur gratulieren
lg Anita Ohneberg/ Beobachter/Österreich